(01.11.2024-21.12.2024) von Monika Zechner | januar 2025
Ein großer Raum. Fotografien. Schwarzweiß. Hände und weibliche Gesichter. Zeichnungen. Alle in einer unsymmetrischen Anreihung an der Wand. Man nimmt von weitem eine Geräuschkulisse von dem Zupfen eines Instruments, gesprochene Sätze oder Wasserplätschern war. An den Fotografien vorbei schreitet man weiter in einen dunkleren Raum mit drei Filmplakaten. Dahinter befindet sich das Herzstück der Ausstellung: Die Zweikanal-Videoinstallation.
Constanze Ruhms Ausstellung a woman’s work is never done – the culture of women for the preservation of humanity thematisiert die prägenden Gesten des Alltags von Frauen.
Carla Lonzi äußert in einer ihrer Publikationen (Taci, anzi parla. Diario di una femminista, 1974) den Wunsch, einen Film über Gesten von Frauen zu drehen. Zu ihren Lebzeiten konnte sie dieses Projekt nicht vollenden. Dies wollte hier Constanze Ruhm in die Tat umsetzen.
Man betritt einen leeren hellen Raum, welcher mit wenigen Fotografien in Schwarzweiß geschmückt ist. Alle unsymmetrisch gereiht an der Wand platziert. Es fühlt sich an, als würden Bilder fehlen. Es bleibt Platz frei für weitere Fotografien. „A woman’s work is never done“. Der Fokus der Fotografien sind Gesichter von Frauen und Hände, aber auch Gestiken. Es sind Ausschnitte eines Films von Adriana Monti aus dem Jahr 1977.
Nun kann man in zwei weitere Räume schreiten. Im vorderen Raum befindet sich frontal zur Betrachter*in eine Wand bekleidet von Skizzen, wieder asymmetrisch aufgehängt. Unklar bleibt, wie diese Bilder im Zusammenhang mit der Ausstellung zu deuten sind. Sie hinterlassen ein Fragezeichen, aber sind es wert, bei ihnen zu verweilen, um sie genauer zu betrachten.
Der andere zu durchschreitende Raum, bei dem man an den Fotografien vorbei muss, wird mit jeden Schritt immer dunkler. Die „Gegenwart“ kennzeichnet die Farbe auf den Filmplakaten. Sie alle tragen den Namen der Ausstellung A woman’s work is never done. Sie hängen an der rechten Seite des Durchgangs. Die Plakate dienen als Vorgeschmack für die schon hörbare Videoinstallation.
Mit dem Durchschreiten der Räume wird die Geräuschkulisse zu einer Musik, welche sich als Teil der Videoinstallation entpuppt. Man muss in den weiteren Raum treten, um die Videoinstallation vollständig sehen zu können.
Die Videoinstallation ist die Fortsetzung der Fotografien. In den Bildern und Videos wird das Augenmerk auf die feinen Bewegungen gerichtet, die den häuslichen, fürsorglichen und oft unsichtbaren Alltag der Frauen prägen. Hier zeigt sich Ruhms Absicht, die „Gesten der Frauen, die für den Lebensunterhalt der Menschheit sorgen“ – wie sie es in einem Zitat von Carla Lonzi beschreibt – sichtbar zu machen.
Die Videoinstallation zeigt einen Film, wo auch Werke der Protofeministinnen des 17. Jahrhunderts neu inszeniert werden, beispielsweise bekannte Gemälde von Artemesia Gentileschi. Constanze Ruhms Arbeit zeugt von einer wichtigen feministischen Arbeit. Hinderlich dabei ist leider, dass Besucher*innen nur mit dem Hintergrundwissen, das im Pressetext zu finden ist, diese Ausstellung verstehen. Die Ausstellung gibt Raum mit weniger Werken, die einzelnen Werke genauer zu betrachten, aber sollte nicht auch beim Durchschreiten für die Besucher*innen erkennbar sein, was in dieser Ausstellung gemeint ist? Mit dem Namen der Ausstellung ist klar, dass sie nicht vervollständigt werden kann. Die Geschichte des Feminismus ist ein nicht abgeschlossenes Kapitel, welches noch weit in die Zukunft gehen wird. Man kann nicht etwas zu Ende erzählen, was noch geschrieben wird. Mit den unscheinbaren, aber doch prägnanten Mitteln der Ausstellung (wie beispielsweise der unvollständigen Hängung der Fotografien) wird das unsichtbare sichtbar gemacht: „A woman’s work is never done“.
Poster 1, Foto: Monika Zechner
Poster 2, Foto: Monika Zechner
Ausstellungsansicht 2, Foto: Monika Zechner
Ausstellungsansicht 3, Foto: Monika Zechner